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Erfolgreich Nymphenfischen

Mein neues Buch "Erfolgreich Nymphenfischen

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Aus für Czech Nymphing in Fly-Only-Gewässern!

 

Obwohl es mehr als 30 Jahre her ist, erinnere ich mich noch ganz gut an die Zeit, als meine Freunde und ich begannen, mit der Fliege zu fischen. Von jenem Tage an verliebten wir uns regelrecht in die Schönheit und Anmut des Ausrollens der Fliegenschnur in der Luft, die unsere Fliegen zum Ziel trug. Keine langen Angelruten  mehr, keine schwere Ausrüstung, nur eine Fliege geworfen mit einem langen elastischen Gewicht namens Fliegenschnur.

Das elegante Werfen der Fliegenschnur ist es, was diese Art der Fischerei so unverwechselbar macht. Fliegenfischen ist so anders als das Fischen mit Spinn-, Match- oder Grundruten, wo mit einem Wurfgewicht in Form eines Bleis, eines Spinners, Wobblers, Schwimmers oder ähnlichem hantiert wird. Wir fischten damals zuerst mit Trockenfliegen, weil dies für uns die einfachste und zugleich auch die spektakulärste Methode darstellte. Am Ende der siebziger Jahre begannen wir dann erstmals auch Nymphen zu verwenden. Unsere Fischgewässer waren die Bregenzer- und Dornbirner Ache, zwei der größeren Flüsse in Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs.   


Während die mächtige Bregenzer Ach (wegen Kraftwerken mittlerweile leider zu gewissen Zeiten zum Rinnsal verkümmert) lange Driften ermöglichte, war mein Hausgewässer - die Dornbirner Ach - grundverschieden. Dort, wo Forellen zu erwarten waren, war der Fluss von zahlreichen kleinen Querverbauungen unterbrochen und hinter den teils großen Steinen gab es teilweise nur sehr kurze "Pools" von manchmal nur 2-5 m Länge. Diese  zwangen uns andere verschiedene Technik zu verwenden, um erfolgreich zu sein. Tatsächlich war die Technik, die wir verwendeten, nichts anderes als der letzte Teil einer gewöhnlichen Stromauftechnik beim Nymphenfischen. Zuerst präsentierten wir die Nymphe durch einen Tuck-Wurf stromauf, um sie schnell auf Tiefe zu bekommen und dann verkürzten wir die Leine, um zu vermeiden, dass sich irgendwo Leerschnur bildete. Dabei hoben wir die Rute an, um einen guten Blickkontakt auf das Schnurende zu bekommen und einen Biss frühzeitig zu erkennen. Je näher die Nymphe auf uns zutrieb, desto höher wurde die Rute gehalten, um den Strömungsdruck auf die Leine und das Vorfach zu reduzieren und die Nymphe langsamer in Bodennähe führen zu können.  Diese Technik wandten wir in besagten kleinen Strömungstaschen an, weil es dort keine andere Chance gab, überhaupt einen Fisch zu fangen. Trotz der Wirksamkeit dieser Technik und der Tatsache, dass wir nur gewöhnliche Nymphen und keine Schwergewichtsmontagen fischten, gefiel uns die Art der Fischerei nicht wirklich. Die Schönheit und und Anmut der sich entwickelnden Fliegenleine, die unsere Fliegen und Nymphen durch die Luft trug, hatte es uns angetan. So blieb das Fischen mit kurzer Leine nur eine Randerscheinung.


 

Der Beginn einer zweifelhaften Entwicklung

 

In den achtziger Jahren begannen Meisterschaften im Fliegenfischen populär zu werden. Die FIPS Mouche begann damit, internationale Meisterschaften zu organisieren. Eine jener Meisterschaften fand in Polen statt, aber die Einheimischen dort hatten keine richtigen Fliegenschnüre. So wurde ihnen erlaubt, gewöhnliche Schnüre zu verwenden.  Sie knoteten einfach monofile Schnüre von 0,50 mm Durchmesser direkt an die Rutenspitze. Die einzige Möglichkeit für sie bestand darin, stark beschwerte Fliegen auf kurze Entfernung(genau genommen direkt unter der Rutenspitze) zu fischen. Sie ließen einfach ihre Schwergewichtsnymphen für ein paar Sekunden über den Boden rollen, um sie dann durch einen Schwipp wieder stromauf zu befördern. Es war eine sehr alte Technik, die noch heute von Schwarzfischern verwendet wird, um ihre zappelnden Würmer den Forellen maulgerecht zu präsentieren. 

 

Was niemand erwartet und der Veranstalter wohl auch nicht erhofft hatte, trat ein. Die Polen gewannen diese Fliegenfischer(!) Meisterschaft und wurden im Jahr darauf gar Weltmeister. Angespornt von den Erfolgen der Polen versuchten die Tschechen diese Technik mit der Fliegenrute und konventionellen Fliegenschnüren zu verfeinern. Dies gelang ihnen auch durch ihre hervorragenden Nymphen, wennauch die Fliegenschnur beim Fischen selbst fortan nur Alibicharakter haben sollte, da sie auch bei Tournieren kaum mehr als 1-2 m aus der Spitze der Rute ragt und nicht die Funktion hat, die sie bei einem gewöhnlichen Fliegenwurf haben sollte. Nichtsdestotrotz gewannen die Tschechen im Jahr darauf die Weltmeisterschaft und prompt wurde die "neue" Technik als Czech Nymphing propagiert und von zahlreichen Fliegenfischermagazinen verbreitet.

Doch war es wirklich etwas Neues? Sicher nicht, doch der Name Czech Nymphing eignete sich natürlich hervorragend, um die exzellenten tschechischen Nymphen zu verkaufen. Aber handelt es sich bei dieser Art der Fischerei wirklich um Fliegenfischen? Meiner Meinung nach nicht, doch offenbar sind da manche anderer Meinung, sonst wäre diese Technik über das Regelwerk der FIPS Mouche längst eliminiert worden sein. Auch die Printmedien waren offenbar froh, wieder etwas Neues über das Fliegenfischen zu berichten, denn zahlreiche Artikel erschienen in mehreren Ländern. Offenbar war auch den Redakteuren entgangen, was denn Fliegenfischen eigentlich besonders macht und welche zweifelhafte Entwicklung sie damit begünstigt hatten.

 


Was bedeutet Fliegenfischen überhaupt?


Wenn man unter Fliegenfischen auch das Fischen von Fliegen oder Nymphen mit der Wasserkugel oder irgendeinem anderen Gerät wie dem Tirolerhölzl versteht, dann gehört das Czech Nymphing sicher auch zum Fliegenfischen. Einzig die Verwendung der Fliegenrute und der Fliegenschnur allein als Kriterium heranzuziehen, kann nicht Grund genug sein, um von Fliegenfischen zu sprechen, sonst könnten ja auch Wobbler oder andere Spinnköder wie große Jigs ans Ende des Vorfachs gebunden werden.

 

Ich denke, um von Fliegenfischen zu sprechen ist, nicht nur der Köder in Form einer Trockenfliege, Nymphe oder eines Streamers von Bedeutung, sondern auch die korrekte Verwendung einer der Zielfischart entsprechenden Fliegenrute und die Fliegenschnur.

 

Entscheidendes Kriterium dabei ist nicht nur das Vorhandensein dieses Geräts, sondern vor allem das Verwenden der Fliegenschnur als Transportmedium, um unsere Fliegen, Nymphen oder Streamer schließlich zum Fisch zu tragen. Wenn dies erfüllt ist, kann meines Erachtens wirklich von Fliegenfischen gesprochen werden.

 

 

Bei allen anderen Arten der Fischerei ist es das Ködergewicht, das durch eine Schlenzbewegung durch dessen Eigengewicht zum Ziel fliegt. Eine mehrfache Ausführung von Leerwürfen, wie dies bei Verwendung von passendem Fliegenfischereigerät möglich ist, ist bei diesen Angelarten unmöglich. Gleiches gilt auch für das Czech Nymphing. Die großen Schwergewichtsnymphen von bis zu 10 g(!) Gewicht machen wiederholte Leerwürfe durch Überkopfwürfe völlig unmöglich. Übrig bleibt nur der den Nichtfliegenfischereitechniken vorbehaltene Schlenzer stromauf.

 

Somit ist für mich klar, dass das Czech Nymphing nicht in die Rubrik Fliegenfischen einzuordnen ist und beim Czech Nymphing nur zum Alibi eine Fliegenrute und Fliegenschnur benützt wird!

 

Alibimässig ist auch das durch den Handel vertriebene schwergewichtige Tropfblei am Ende, in das ein viel zu kleiner Haken eingegossen wird, wohl um Hänger zu vermeiden. Zum Fang von Fischen ist diese Endnymphe wohl nicht gedacht, um das System zu werfen und die Nymphen auf Tiefe zu bringen, tut es jedoch vorzügliche Dienste.

 

 

Gefahr erkannt

In meinem Mutterland Österreich wurde vor langer Zeit das Tirolerhölzl entwickelt, um ein System mehrerer Fliegen in Grundnähe zu fischen. Die schwindenden Äschenzahlen, in Verbindung mit der Möglichkeit, dadurch auch gezielt Fische zu reissen(fehlzuhaken), hat dazu geführt, dass das Tirolerhölzl aus vielen Gewässern verbannt wurde. Im südlichsten Bundesland Kärnten ist es gar per Gesetz verboten. Hier wurde die Gefahr erkannt.

 

Nun hält dieselbe Technik in Form des Czech Nymphing durch die Hintertüre und unter dem Deckmantel es handle sich um eine Fliegenfischerei-Technik in Fly-Only -Gewässern Einzug. Dies ist nicht nur eine kuriose, sondern auch eine sehr gefährliche Entwicklung, denn es handelt es sich dabei ja um die Juwelen unserer Gewässer, die hier dieser Art der Fischerei preisgegeben werden. Zusätzlich dazu ist es beim Schlenzen der Köder stromauf im Gegensatz zum dynamischen Fliegenwurf ein Leichtes, einen zusätzlichen Naturköder am Haken anzubringen. Viele Fischereiaufseher können bereits ein Lied davon singen.



Appell

 

Zum Schutz unserer wertvollsten Fließgewässer und der noch verbliebenen Mutterfischbestände und nicht zuletzt zur Erhaltung der wunderschönen Fliegenfischerei mit ihrem Kernelement - der sich in der Luft entfaltenden Leine - appelliere ich an alle Besitzer von Fischereirevieren, die nur dem Fliegenfischer vorbehalten sein sollen, ihre Regularien zu überdenken und Möglichkeiten zu schaffen, dieser Fehlentwicklung in der Fliegenfischerei wirkungsvoll entgegenzutreten.

 

Es geht nicht um eine Verbannung des Czech Nymphing an sich, jedoch um eine Verbannung aus den Gewässern, die dem Fliegenfischer vorbehalten sein sollen. Da das Czech Nymphing nicht als Fliegenfischen im herkömmlichen Sinn betrachtet werden kann, entspricht es nicht den Anforderungen an ein Fly-Only-Gewässer und eröffnet zudem die Tür für andere Missbrauchsformen. Bitte unterstützen Sie nachfolgenden Appell.

 

Das Czech Nymphing sollte aus Fly-Only-Gewässern verbannt werden.

 

Vielen Dank!

 

Günter Feuerstein

 

 

P.S. Bitte informieren Sie interessierte Fliegenfischer über diesen Artikel  Eine Verlinkung zu dieser Seite ist ausdrücklich erwünscht.